| Status: | Beschluss |
|---|---|
| Beschluss durch: | 98. Vollversammlung |
| Beschlossen am: | 24.10.2025 |
| Antragshistorie: | Version 3 |
Lärm, Gefahr und Müll: Zeit für ein Ende privater Böller und Feuerwerke
Beschlusstext
Als demokratisch legitimierte Interessenvertretung junger Menschen setzen wir
uns als Jugendverbände und Jugendringe für ein ganzjähriges Verbot privater
Feuerwerkskörper der Kategorie F2 ein [1].
Silvester ist für viele ein emotionaler Höhepunkt des Jahres – ein Moment der
Gemeinschaft, des Feierns und des Neubeginns. Für zahlreiche Menschen gehört das
Feuerwerk traditionell zum Jahreswechsel dazu. Doch dieser Brauch hat
gravierende Folgen: Tonnenweise Feinstaub belastet die Luft, Tiere geraten in
Panik, Notaufnahmen sind überfüllt, Rettungs- und Einsatzkräfte überlastet – und
die Kosten für Reinigung und Schäden tragen am Ende die Kommunen.
Uns als Jugendverbänden geht es nicht darum, das Feiern oder das
Gemeinschaftserlebnis an Silvester einzuschränken. Vielmehr fordern wir ein
ganzjähriges Verbot privater Feuerwerkskörper der Kategorie F2, um die negativen
Auswirkungen auf Umwelt, Tiere und Gesellschaft zu minimieren – Auswirkungen,
die besonders junge Menschen und kommende Generationen tragen müssen.
Klima- und Umweltbelastung
Das Zünden von Feuerwerkskörpern führt kurzfristig zu einer extremen
Luftverschmutzung. Einige chemische Bestandteile, wie toxische
Metallverbindungen, gelangen als Feinstaub in die Luft und können aufgrund ihrer
Feinheit in die Bronchien und bis in den Blutkreislauf gelangen (Gouder und
Montefort 2014, Petrowski et al. 2019), andere in den Boden und weiter in das
Grundwasser, wo sie ein erhebliches Gesundheitsrisiko darstellen. Die Produktion
belastet die Umwelt lokal, der Transport nach Deutschland (90% der
Feuerwerkskörper werden im Ausland produziert) belastet Klima und Umwelt global
(statistisches Bundesamt, 26.11.2024).
Auswirkungen auf Biodiversität und Tiere
Die Auswirkung eines Feuerwerkes sind gravierend für die Tierwelt. Haustiere
sind einer extremen Stresssituation ausgesetzt und reagieren zum Beispiel mit
Verstecken oder Aggressivität. Auch Wildtiere leiden unter dem plötzlichen Lärm,
dem Rauchgeruch, Erschütterungen und den grellen Lichtblitzen. All dies kann zu
Panik, Flucht und zur Störung ihres Biorhythmus führen, sodass es nicht selten
bis zum Tod vieler Tiere kommen kann.
Folgen für den Menschen
Für den Menschen zeigt sich ein deutlich erhöhtes Risiko für jegliche
Atemwegserkrankungen durch die erhöhte Feinstaubbelastung, sodass nicht nur bei
Menschen mit einer Vorerkrankung deutliche Atembeschwerden auftreten.
Ein weiteres Problem sind die Verletzungen und Unfälle, die durch
Feuerwerkskörper auftreten, besonders häufig sind Kinder und Jugendliche, sowie
unbeteiligten Zuschauer*innenUnbeteiligte die Leidtragenden einer unsachgemäßen
Nutzung von Feuerwerkskörpern. Fast jedes Jahr kommt es in der Silvesternacht
nicht nur zu Dutzenden Verletzten, sondern auch zu Todesfällen. Dies gilt es zu
vermeiden!
Die psychische Belastung durch Feuerwerkskörper sollte in einem
Einwanderungsland wie Deutschland nicht vergessen werden. Viele Menschen, die
hierher gekommen sind, haben - so wie viele ältere Menschen und Veteran*innen -
Kriege erlebt und könnten durch die Geräuschkulisse retraumatisiert werden.
Belastung von Infrastruktur und Gesellschaft
Für Notfalldienste stellt die Silvesternacht eine absolute Ausnahmesituation
dar. Feuerwehren müssen durch Feuerwerk ausgelöste Brände löschen, die
Notaufnahmen füllen sich mit Verletzten. Gleichzeitig sehen sich Einsatzkräfte
einer konkreten Bedrohung gegenüber. Sie begeben sich in die Gefahr, bei der
Arbeit gezielt mit Pyrotechnik angegriffen zu werden, das gilt für Polizeibeamte
wie Feuerwehrleute und Rettungskräfte. In den ersten Tagen des neuen Jahres sind
dann meist die Kommunen werantwortlich für das Aufräumen und notwendige
Reparaturen. Den finanziellen Schaden tragen die Steuerzahler*innen.
Daher fordern wir:
- Ein bundesweites, ganzjähriges Verbot des Verkaufs und der privaten
Verwendung von Pyrotechnik der Kategorie F2
Eine entsprechende Änderung der 1. Verordnung zum Sprengstoffgesetz (1.
SprengV) muss schnellstmöglich umgesetzt werden. Das schließt den Verkauf
von Böllern und Raketen an Privatpersonen vollständig aus.
- Förderung gemeinschaftlicher, sicherer und moderner Alternativen durch
Städte und Gemeinden
Ein Verbot schafft Raum für Neues. Wir appellieren an die Kommunen,
anstelle des privaten Lärms neue nachhaltige Traditionen zu etablieren.
Professionell organisierte und zentral durchgeführte Veranstaltungen wie
Licht-, Laser- oder Drohnenshows bieten beeindruckende
Gemeinschaftserlebnisse für alle – ohne die verheerenden Nebenwirkungen.
Als junge Generation fordern wir eine Politik, die die Zukunft schützt. Ein Ende
des privaten Feuerwerks ist ein einfacher, aber wirkungsvoller Schritt hin zu
einem Silvesterfest, das nicht von Zerstörung, Angst und vermeidbarem Leid,
sondern von Freude und Gemeinschaft geprägt ist.
Literaturverzeichnis:
§ 23 1. SprengV (12.08.2025): § 23 1. SprengV- Einzelnorm. Online verfügbar
unter https://www.gesetze-im-internet.de/sprengv_1/__23.html, zuletzt geprüft am
13.08.2025.
§ 24 1. SprengV (12.08.2025): § 24 1. SprengV- Einzelnorm. Online verfügbar
unter https://www.gesetze-im-internet.de/sprengv_1/__24.html, zuletzt geprüft am
13.08.2025.
Art 2 GG: Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland Art 2. Online verfügbar
unter https://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_2.html, zuletzt geprüft am
12.08.2025.
HUK Coburg: Welche Versicherung zahlt, wenn es zu Silvesterschäden kommt? Hg. v.
HUK Coburg. Online verfügbar unter
https://www.huk.de/haushaftungrecht/ratgeber/silvester-schaeden-vermeiden.html,
zuletzt geprüft am 12.08.2025.
Gouder, Caroline; Montefort, Stephen (2014): Potential impact of fireworks on
respiratory health. In: Lung India : official organ of Indian Chest Society 31
(4), S. 375–379. DOI: 10.4103/0970-2113.142124 .
Petrowski, Katja; Bastianon, Christina Diane; Bührer, Stefan; Brähler, Elmar
(2019): Air Quality and Chronic Stress: A Representative Study of Air Pollution
(PM2.5, PM10) in Germany. In: Journal of occupational and environmental medicine
61 (2), S. 144–147. DOI: 10.1097/JOM.0000000000001502
SprengG. SprengG - Gesetz über explosionsgefährliche Stoffe (2025). Online
verfügbar unter https://www.gesetze-
iminternet.de/sprengg_1976/BJNR027370976.html, zuletzt aktualisiert am
12.08.2025, zuletzt geprüft am 13.08.2025.
Statistisches Bundesamt (26.11.2024): Wieder mehr Feuerwerkskörper importiert:
+6,8 % von Januar bis September 2024 gegenüber Vorjahreszeitraum. Zahl der Woche
Nr. 48 vom 26. November 2024. Online verfügbar unter
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/ZahlderWoche/2024/PD24_48_p-
-002.html?, zuletzt geprüft am 10.08.2024.
VPI - Verband der Pyrotechnischen Industrie: Silvesterfeuerwerk verzeichnet
historischen Umsatz. Leuchter, Charlotte. Online verfügbar unter
https://www.feuerwerkvpi.de/fileadmin/Dokumente/Presse/20250314_PM_Feuerwerk_Ums-
-atzbilanz.pdf#:~:text-
=M%C3%A4rz%202025%20%7C%20Die%20deutsche%20pyrotechnische%20Branche%20ist,verzei-
-chnet%20damit%20ein%20Umsatzplus%20von%20rund%2010%20Prozent., zuletzt geprüft
am 13.08.2025.
[1] Die Kategorie F2 umfasst pyrotechnische Gegenstände, wie Knallkörper und
Knallkörperbatterien mit Blitzknallsatz und Raketen, welche von Personen über 18
Jahren erworben werden dürfen. (Erste Verordnung zum Sprengstoffgesetz (1.
SprengV) § 20)
